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Norikos Tagebuch

von

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Ein Moment des Lichts

Ziellos wanderte ich durch das Zentrum Konohas. Begegnete anderen Chunin sowie Genin, die umherstreiften, um das Dorf im Auge zu behalten. Sie alle hatten denselben Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Furcht und Hoffnung.
 

Müdigkeit drohte mich zu übermannen, doch ich schüttelte sie ab und fand mich schließlich in einer Straße wieder, die mir bekannt vorkam. Mein Blick fuhr über die vielen Hauseingänge und ich entdeckte Shisui auf einer Treppe sitzend. Er zog seinen Blick vom Mond, der über uns leuchtete und betrachtete mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Langsam schlenderte ich zu ihm herüber und blieb direkt vor ihm stehen.
 

„Wie geht es Kakashi?", fragte er und ich hörte einen leichten Vorwurf in seiner Stimme mitschwingen.
 

„Etwas besser", murmelte ich und Shisui nickte. Er legte seinen Kopf auf den angezogenen Knien ab und sah mich nicht an.

„Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet du bei ihm sein musstest", sagte Shisui leise.
 

„Weil ich zu ihm durchdringen kann."
 

„Ja, weil er dich mag." Shisui wirkte grimmig. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Selbst wenn es so wäre, sollte ich ihn deshalb im Stich lassen?"

Shisui presste die Lippen aufeinander und sprang auf.

„Natürlich nicht, aber-" Er schien sich auf die Zunge zu beißen.

„Was?", fuhr ich ihn etwas zu grob an.

„Ich hätte dich auch gebraucht! Damals, nach Kyous Tod!"
 

Für einen Moment war ich wie erstarrt. Shisuis gesamte Haltung hatte sich so plötzlich geändert, dass es mich verwirrte. Seine Schultern hingen herab, die leuchtend blauen Augen waren auf den Boden gerichtet und seine Unterlippe zitterte. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und griff nach seiner Hand, die sich in meiner versteifte.

„Es tut mir leid", sagte ich so leise, dass es kaum hörbar war.
 

„Ich war damals zu beschäftigt, mit meinem eigenen Schmerz", fügte ich hinzu und Shisui hob den Blick an, um mich direkt anzusehen. Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß, nein, es tut mir leid. Es ist nicht fair, dir das vorzuwerfen, es ist nur ... ich habe so oft versucht, zu dir durchzudringen damals und hätte mir gewünscht, dass wir diesen Schmerz gemeinsam durchstehen, aber du hast das nicht zugelassen und wir haben nie wirklich über das gesprochen, was damals geschehen ist. Jetzt mit anzusehen, wie du mit Kakashi all das durchstehen kannst ... das hat mir wehgetan."
 

Ich drückte seine Hand etwas fester. „Das tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Ich denke, ich habe nie daran gedacht, dass du mich brauchen könntest, weil du so eine liebevolle Familie hast und Kakashi ... na ja er hat jetzt niemanden mehr."

Shisui seufzte und nickte schließlich. „Ich weiß."
 

„Aber du hast Recht, vielleicht sollten wir über Kyous Tod reden, das haben wir nie getan und dann verstehst du vielleicht auch, warum es mir so schwerfällt darüber zu sprechen und auch ... was Kakashi und mich verbindet." Shisuis Augenbrauen zogen sich ein Stück enger zusammen, dennoch nickte er.
 

Wir setzten uns nebeneinander und ich musste tief Luft holen, um mich auf das vorzubereiten, was vor mir lag.
 

Mit zittriger Stimme erzählte ich Shisui das erste Mal detailliert von dem Moment, in dem ich Kyou fand, von den letzten Worten, die wir zwei wechselten, bis hin zu seinem Sturz in die Tiefe. Wie er mit den Armen nach Halt rang, die Panik in seinen Augen, die Tränen auf seinem Gesicht.

Die Schuld, die mich seitdem auffraß.
 

Shisui unterbrach mich kein einziges Mal, bis ich davon begann, die tiefen Schuldgefühle zu erläutern, die mich quälten.
 

„Hör auf, Noriko! Dich trifft keine Schuld, ich war derjenige, der entschied, dass wir eingriffen. Es war meine Schuld, meine ganz allein." Ich hörte den Schmerz aus Shisuis Stimme und begann zu begreifen, dass unser Schmerz sich ähnlicher war, als ich es bisher angenommen hatte. Tränen glitzerten auf seinen Wangen und ich wischte meine eigenen fort.

Es dauerte einen Moment, bis die Schluchzer vorbei waren, die meinen Körper zum Beben brachten und ich endlich meine Stimme wiederfand, doch just in diesem Moment hörten wir Stimmen. Schritte.
 

Mehrere Leute rannten nur unweit von uns die Straße entlang, die Stimmen erhoben. „Schnell! Die Tore!"
 

Shisui sprang auf und auch ich spürte sofort, wie mein Herz sich verschloss und mir die Stärke gab, mich auf den Moment zu konzentrieren. Meine Sinne waren bis zum Äußersten gespannt.

Shisui rannte los und ich folgte ihm auf dem Fuße. Wir bogen um die Ecke und sahen die anderen Shinobi noch am Ende der Straße, sie rannte auf die Tore der Stadt zu. Ein Keuchen löste sich aus Shisuis Lippen und er nickte auf einen der Wachtürme, der ein blinkendes Licht zeigte. „Jemand nähert sich Konoha!", rief er aus und rannte los.
 

Ohne zu überlegen, folgte ich ihm und spürte, dass ich kampfbereit war. Mein Herz schlug ganz ruhig in meiner Brust und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen bevorstehenden Kampf nicht fürchtete. Obwohl mir bewusst war, dass eine feindliche Armee vor unseren Toren bedeuten konnte, dass wir den Krieg verloren hatten, ja obwohl es sein konnte, dass wir alle nun zu Kriegsgefangenen wurden oder gar getötet, wurde mein Geist nicht durch Angst beherrscht. Ich war bereit zu kämpfen und, wenn nötig, zu Sterben, um die Menschen zu beschützen, die sich auf mich verließen. Um meine Heimat zu beschützen, die ich über alles zu lieben gelernt hatte.
 

Kurz bevor wir an den Nordtoren der Stadt ankamen, blieb Shisui abrupt stehen und ich wäre fast in ihn hineingerannt. Meine Hände umklammerten seinen Arm und ich wollte ihn dazu bewegen, weiter zu laufen, doch sein Blick war auf die Lichter der Wachtürme gerichtet. Ich folgte seinen Augen und entdeckte, dass die Feuer der Türme nun in einem sanften Grün schwelten.
 

Ungläubig starrte ich auf das Licht und verstand den Lärm nicht, der um mich herum ausbrach, bis Shisui nach meiner Hand griff und mich hinter sich herzog. Wir durchquerten eine Menschenmenge, die jubelte. Durch die nun weit offen stehenden Tore sah ich Menschen eintreten. Einige von ihnen winkten freundlich, andere stützten sich gegenseitig und wieder andere wurden auf Tragen hereingebracht.
 

Die Masse von Menschen teilte sich und ein Mann mit einem blutigen Verband an seinem Arm trat hervor. Er trug die typische Kleidung der Jonin, doch ich wusste, dass er mehr war als das. Er strich über seinen grauen Ziegenbart und betrachtete die Menschen, die sich am Tor versammelt hatten. Mein Herz setzte einen Schlag aus, denn direkt hinter ihm folgte eine Person, dessen Gesicht mir so vertraut war. Sein goldenes Haar stand wirr zu allen Seiten ab und obwohl ein blauer Fleck sich über seine Wange zog und er leicht humpelte, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, als sich unsere Blicke trafen.
 

„Minato!", brachte ich stimmlos hervor, doch meine Aufmerksamkeit wurde nun wieder auf den älteren Herrn gezogen, der beide Hände in die Luft hob.
 

„Hört ihr mich, Volk Konohas? Der Krieg, ist vorbei!"
 

Für einen kurzen Moment war es mucksmäuschenstill, dann brach der wildeste Jubel aus, den ich je erlebt hatte. Shisui packte mich, hob mich in die Luft und wirbelte mich einmal im Kreis, bevor er mich wieder absetzte. Tränen rannen aus meinen Augen, doch es waren keine Tränen der Trauer. Ich presste meine Lippen auf Shisuis, löste mich von ihm und ließ ihn mit hochroten Wangen hinter mir zurück. Trubel war ausgebrochen, Menschen rannten umher, suchten ihre Liebsten, halfen, die Verletzten zur Klinik zu transportieren, und die Straßen füllten sich mit mehr und mehr Menschen.
 

Ich fand Minato und direkt hinter ihm erkannte ich Kushina. Auf ihrer Stirn war ein Pflaster, ansonsten wirkte sie unverletzt.

Schluchzend rannte ich auf sie zu, umarmte sie wild und genoss ihre Wärme. Kushina ließ mich von sich, strich mir über den Kopf und schenkte mir ein Lächeln. „Willkommen Zuhause", sagte ich noch immer schluchzend und warf mich nun auch Minato in die Arme, der etwas versteifte. Vorsichtig entfernte ich mich von ihm.
 

„Gebrochene Rippen?", fragte ich und er lachte, bereute dies jedoch sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ein paar", sagte er gequält. Ich wischte die letzten Freudentränen aus meinen Augenwinkeln und sah mich um.
 

„Es scheint, es gibt einiges an Arbeit. Ich werde mich mal nützlich machen", sagte ich und Minato nickte mir aufmunternd zu. Hinter uns strömten immer noch mehr Menschen durch das Tor, kerngesunde, aber auch Verletzte und sogar schwer verletzte Shinobi. Ich krempelte die Ärmel hoch und stürzte mich ins Gewühl.
 

-
 

Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich mich endlich auf dem Heimweg befand. Die Rückkehr unserer gesamten Armee hatte mehr Arbeit mit sich gebracht, als ich zuerst gedacht hatte. Die schlaflose Nacht und der anstrengende vorangegangene Tag, begannen mir zu schaffen zu machen.

Müde, aber glücklich öffnete ich die Tür unseres Hauses und stellte mit erstaunen fest, dass Minato und Kushina nicht allein waren. Der Mann drehte sich zu mir herum und winkte fröhlich.

„Jiraiya-Sama", rief ich aus und durchquerte das Wohnzimmer, um unseren Besucher zu begrüßen. „Hallo Noriko-Chan. Na, kehrt langsam Ruhe im Dorf ein?", fragte er und ich schenkte ihm ein erschöpftes Lächeln.
 

„Ja, die Verletzten werden alle in der Klinik betreut und die ersten Vorbereitungen für das Fest sind gestartet. Ist das nicht verrückt? Es wird ein Fest geben!" Ein Lachen, das nicht nach meinem eigenen klang löste sich aus meinem Mund. Auf Kushinas Gesicht erkannte ich, dass es ihr ähnlich erging wie mir. Auch sie schien in dieses seltsame Gefühl zu verspüren, die Realität noch nicht wirklich begriffen zu haben.
 

Der Krieg hatte so lange gedauert, dass ich die Freude über das Ende der Schlachten nicht zu empfinden wagte. Die Furcht, dass dies alles nur eine List eines Feindes war, schwelte in mir, seitdem unsere Armeen durch das Tor zurückgekehrt waren.

Das seltsame Gefühl in meinem Inneren wurde von einem Klopfen unterbrochen und ich wandte mich zur Tür um. Kushina schob sich mit gerunzelter Stirn an mir vorbei und ließ einen weiteren Gast herein, dessen Anblick mich frösteln ließ.

Schon einmal hatte ich ihn gesehen und erinnerte mich sofort an seinen Namen.

„Hey, Orochimaru, was führt dich hierher?", fragte Jiraiya mit einer Mischung aus Belustigung und Verärgerung.
 

Orochimaru kam auf uns zu, doch seine gelben Schlitzaugen fixierten Minato. „Es entscheidet sich also zwischen uns beiden", sagte er und in seiner Stimme klang ein gefährlicher Unterton mit. Minato hingegen lachte.

„Ich strebe nicht danach", sagte er schulterzuckend und Orochimaru seufzte. „Und das macht dich zu einer noch größeren Konkurrenz, fürchte ich. Der alte Hiruzen hat eine Schwäche für Bescheidenheit."
 

„Damit kannst du ja nicht gerade glänzen", brummte Jiraiya Orochimaru zu, der seinerseits lächelte.

„Nun, Minato, dich kann ich als Konkurrenten immerhin ernst nehmen. Man stelle sich nur vor, jemand hätte diesen Idioten hier vorgeschlagen." Jiraiyas Gesicht lief rot an und er sprang von dem Stuhl auf, auf dem er saß, doch da schob Kushina sich dazwischen.

„Ich dulde keine Raufereien in meinem Haus, auch nicht von euch Sannin!", keifte sie Jiraiya und Orochimaru an, die beide ein Stück vor ihr zurückwichen.
 

„Nun, wir sehen uns auf dem Fest. Ich wollte dir nur ... viel Glück wünschen, Minato Namikaze." Orochimaru ging, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen und Minato seufzte auf, nachdem dieser die Tür von außen verschlossen hatte.
 

„Was war denn das?", fragte ich nun in die Stille und bemerkte Minatos gequälten Blick, der dieses Mal nichts mit seinen gebrochenen Rippen zu tun hatte.

„Unser Hokage betrachtet Minato als möglichen Nachfolger", erklärte Jiraiya und ich konnte nicht anders, als ihn mit offen stehendem Mund anzustarren.
 

„Minato soll ... Hokage werden?", rief ich ein wenig zu laut und trieb Minato so die Röte ins Gesicht. Er wollte sich gerade wehren, doch Jiraiya sprach weiter.

„Nun, immerhin ist es ihm zu verdanken, dass dieser Krieg vorbei ist." „Nicht doch, Jiraiya-" „Doch, es stimmt. Ohne dich hätte der Tsuchikage dem Friedensabkommen nie zugestimmt und ohne diesen Frieden mit Iwagakure, hätten wir Kirigakure nicht besiegen können."
 

„Orochimaru hat aber nicht minder dazu beigetragen, ebenso wie du, Jiraiya-Sensei. Einer von euch Sannin sollte Hokage werden, ich habe vorher noch viele andere Dinge zu tun." Minato lachte und zog Kushina zu sich heran, die breit grinste. Jiraiya seufzte und kratzte sich am Kopf.

„Ich werde niemals Hokage, das ist einfach nicht mein Ding. So, ich mach mich nun auf den Weg. Wir sehen uns spätestens beim Fest in drei Tagen."
 

-
 

Obwohl der Krieg vorbei war, hatte ich nie zuvor so viel zu tun gehabt. Zwischen den Schichten in der Klinik, half ich Vorbereitungen, für das Siegfest zu treffen, aber auch noch eine kleine Feierlichkeit, die am Abend vor dem großen Fest stattfand.

Zufrieden betrachtete ich die Stühle, die ich gemeinsam mit Kakashi auf der großen Wiese hinter unserem Haus aufgestellt hatte. Seitdem das Ende des Krieges verkündet worden war, hatte Kakashi seine Zeit bei uns verbracht und war somit ungewollt in die Vorbereitungen für diesen Abend eingebunden worden.
 

„Wir brauchen noch mehr Blumen", gab ich bekannt. Mein kritischer Blick hing auf dem selbst gebauten Blumenbogen und Kakashi seufzte.

„Das sind genug Blumen, um einen Pollen-Allergiker zu töten, wie viele willst du denn noch da rein flechten?"
 

„Da ist noch eine kahle Stelle, siehst du? Also los, Kakashi! Mehr Blumen!" Ich ließ einen augenrollenden Kakashi zurück, der erst kürzlich einen Wachstumsschub hinter sich gebracht hatte und mich nun einen kompletten Kopf überragte.
 

„Wo sollen wir das abstellen?", hörte ich jemanden Fragen und drehte mich abrupt herum.

„Hallo Mikoto", rief ich und betrachtete Kushinas Freundin, die zwei riesige Tüten bei sich trug. Neben ihr stand der kleine Itachi, der ebenfalls einen Beutel in den Armen hielt.

„Das kommt alles hier auf den Tisch", sagte ich und half den beiden, die Tüten auszupacken. Sie waren bis zum Rand gefüllt mit den unterschiedlichsten Gebäcken, aber auch Fleisch und Salaten.

„Wow, es sieht wirklich wunderschön hier aus", stelle Mikoto fröhlich fest und ich grinste breit. „Da wird Kushina sich freuen."
 

„Das hoffe ich doch", murmelte ich und bemerkte, dass Itachi mich musterte. „Das hier soll ich dir von Shisui geben", sagte er und drückte mir einen Zettel in die Hand. Neugierig faltete ich ihn auf und schlug ihn sofort wieder zu, als ich bemerkte, dass auf den Zettel nur ein Herz gemalt war.

„Danke", sagte ich zu Itachi, der mich noch immer aufmerksam betrachtete.

„Die anderen Gäste kommen auch bald, sucht euch ruhig schon Plätze aus." Mikoto bedankte sich, nahm Itachi bei der Hand und zog ihn zu den Stuhlreihen.

In der nächsten Stunde begrüßte ich die unterschiedlichsten Gäste, schickte Kakashi noch zwei Mal los, um den Blumenbogen zurechtzubiegen, bis er sich beim dritten Mal weigerte und bemerkte schließlich, dass der Zeitpunkt quasi gekommen war.

„Hey, gerade rechtzeitig", rief Shisui und stellte sich zu Kakashi und mir. Die Blicke der beiden Jungen trafen sich und ich kam nicht umhin, die unangenehme Stille zu bemerken, die sich zwischen uns breitmachte.
 

„Du bist spät", bemerkte ich an Shisui gewandt und er kratzte sich am Kopf. „Ja, ich hatte einen Termin beim Hokage. Erzähl ich dir später von. Geht es jetzt gleich los?"

Ich nickte und zeigte auf einige noch freie Stühle. „Du kannst dich da drüben zu Gai und Choza-Sensei setzen."
 

„Was ist mit dir, setzt du dich nicht?", fragte Shisui Kakashi, dessen Blick seltsam genervt wirkte.

„Nein, ich habe eine andere Aufgabe", sagte er und seine sichtbare Augenbraue tanzte in die Höhe, als sich zwei weitere Personen zu uns gesellten.
 

Mit offenem Mund starrte ich Minato an, der einen schlichten schwarzen Anzug trug. Seine Wangen waren gerötet und er fuhr sich mit den Händen über die Kleidung.

„Geht das so?", fragte er mich und ich richtete seine Fliege kurz zurecht. „Du siehst sehr gut aus!", gab ich atemlos zurück und Minato grinste breit.

„Also dann, wollen wir anfangen?", sagte der Mann, der Minato begleitet hatte. Er war kein geringerer als Jiraiya, der breit grinste.
 

Ich nickte ihm zu. Minato, Jiraiya und Kakashi begaben sich zum Blumenbogen und ich holte einmal tief Luft, bevor ich mich unserem Haus zuwandte. Dort entdeckte ich soeben keinen Geringeren als den Hokage, der in festlicher Kleidung auf mich zugelaufen kam.

„Entschuldige die Verspätung", sagte er glucksend und ich grinste ihn breit an. „Wir haben für Sie einen Platz in der ersten Reihe freigehalten", sagte ich stolz und der Hokage lachte auf und tätschelte mir den Kopf. „Dann setze ich mich schnell hin, wir wollen Kushina ja nicht so lange warten lassen, nicht?"
 

Ohne ein weiteres Wort machte Hiruzen sich auf den Weg zu seinem Sitzplatz und ich schlüpfte durch die Tür in das Haus.

Mir stockte der Atem.
 

Kushina stand im Wohnzimmer, in einem weißen Prinzessinenkleid. Ihr rotes Haar war zu einer prachtvollen Flechtfrisur zusammengebunden und ihr Gesicht war von einem Schleier bedeckt.

„Es geht los", sagte ich leise und Kushina nahm einen tiefen Atemzug.
 

Ich streifte mein eigenes Kleid zurecht und reichte Kushina den Arm. Obwohl es eigentlich Tradition war, dass der Vater der Braut sie zum Altar führte, hatte Kushina mich für diese Aufgabe ausgewählt. Ich war immerhin ihre letzte noch lebende Blutsverwandte. Gleichzeitig würde ich ihre Trauzeugin sein.
 

Mit klopfendem Herzen schob ich die Tür auf und gab ein Zeichen an die Harfenistin, die sofort ein Lied anstimmte. Ich reichte Kushina meinen Arm, die sich zitternd vor Aufregung bei mir einhakte und führte sie durch die Stuhlreihen auf den knallbunten Blumenbogen zu, vor dem Minato breit grinsend stand. Direkt neben ihm stand Kakashi kerzengerade, den Minato zu seinem Trauzeugen ernannt hatte. Er trug ebenfalls einen dunklen Anzug, der sich kontrastvoll von seinem hellen Haar abhob. Kakashi machte durchaus eine gute Figur, wie er so dastand. Unsere Blicke trafen sich und ich schenkte ihm ein aufgeregtes Lächeln.
 

Endlich erreichten wir das Ende des Weges und ich ließ Kushinas Arm los, die sich direkt vor Minato aufstellte. Direkt hinter ihnen erhob Jiraiya die Hände und die Gäste, die für den Einzug der Braut aufgestanden waren, setzten sich.

Jiraiyas Worte rauschten an mir vorbei und ich kann mich heute kaum noch an das Erinnern, was er sagte. Doch eines blieb bei mir hängen.
 

„In den schweren Zeiten, die hinter uns liegen und denen, die vielleicht noch kommen mögen, erwärmt es mein Herz, zwei Liebende zu sehen. Die sich gegenseitig stützen, wenn die Dunkelheit sie zu übermannen droht. Manchmal ist es nur eine Umarmung, ein sanfter Händedruck und ein liebevoller Blick, der uns davor schützt, in die Dunkelheit zu sinken und darum sollten wir das Licht feiern, dass die Liebe in unsere Mitte bringt." Kakashis und mein Blick trafen sich und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er sich rasch wieder abwendete. Die Erinnerung daran, wie er mit seinem Kopf auf meinem Oberschenkel schlief, wie ich ihn in die Arme schloss und sein Zittern aufhörte und auch, wie er nach meiner Hand griff, und mich bat zu bleiben, durchströmte mich und löste ein seltsames Kribbeln in mir aus. Ich schob die Gedanken beiseite und wandte mich wieder Minato und Kushina zu, die sie soeben das Ja-Wort gaben und sich dann unter tosendem Applaus küssten.
 

Die Feier an diesem Abend war einer der schönsten, die ich je erleben durfte. Das halbe Dorf saß in unserem Garten, aß und trank und feierte Kushinas und Minatos Liebe.

Selbst der Hokage hatte irgendwann rote Wangen vom Sake und lachte lauter, als alle anderen. Jiraiya eröffnete die Tanzfläche und so begann auch ich irgendwann, zur Musik zu tanzen, zog Minato mit mir auf die Tanzfläche. Shisui stieß dazu, wir tanzten zusammen, lachten und er küsste mich vor den Augen aller anderen, was mir die Röte ins Gesicht trieb. Doch ich küsste ihn zurück und musste lachen, als Minato versuchte, Shisui einen ernsten Blick zuzuwerfen: „Ich hab euch im Auge", sagte er, halb ernst, halb lachend und Shisui verzog den Mund besorgt.
 

Erst, als die Sonne den Himmel zu erhellen begann, lösten sich die letzten Besucher so langsam von ihren Plätzen. Ich verabschiedete Shisui und half Kushina aus ihren Schichten von weißem Tüll und den hunderten von Haarnadeln.

Minato gesellte sich gähnend zu uns, er hatte sich einige Snacks vom Buffet geschnappt und fütterte Kushina damit, während ich ihr Haar entwirrte.
 

„Das war ein wirklich schöner Abend", sagte er und ich grinste breit.

„Danke Noriko, für all das. Das hast du wirklich toll gemacht", ergänzte Kushina und meine Wangen röteten sich.

„Na ja, ich hab ja nicht alles allein gemacht. Kakashi hat auch viel geholfen. Wo ist er denn eigentlich?", wunderte ich mich und bemerkte Minatos gerunzelte Stirn.

„Er hat vorhin seinen Kram gepackt und gesagt, dass es für ihn Zeit wird, in seine Wohnung zurückzukehren. Ich mein, vermutlich hat er recht, aber es war doch ein komischer Moment für diese Eingebung."
 

Weder Kushina noch ich sagten etwas dazu und so hingen wir unseren Gedanken nach.

Müde und erschöpft fiel ich in mein Bett und kam nicht umhin, auf die Wand zu starren, hinter der Kakashi die letzten Tage geschlafen hatte. Ich schüttelte den Kopf und versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken, warum er ausgerechnet während dieser Feierlichkeiten nach Hause zurückgekehrt war, auch wenn ein kleiner Teil von mir eine Ahnung hatte. Doch darüber wollte ich nun nicht nachdenken. Ich war zu glücklich in diesem Moment, um mir Sorgen machen zu wollen.
 

-
 

„Oh wow, das muss ein wirklich schönes Fest gewesen sein. Könnt ihr euch den Dritten Hokage betrunken vorstellen?", rief Lee ganz aufgeregt. Naruto schmunzelte.
 

„Mir war nie klar, dass Jiraiya-Sama die Zeremonie meiner Eltern geleitet hat. Oder dass Kakashi-Sensei ihr Trauzeuge war."

„Ja, das war ein wirklich schönes Kapitel." Sakuras Stirn war in tiefe Falten gelegt. Naruto seufzte.
 

„Bald kommen vermutlich weniger schöne Kapitel", murmelte er. Ja, sie alle hatten eine Ahnung, was Noriko bald beschreiben würde und es schnürte Naruto schon jetzt den Atem ab.

Er wusste, was kurz nach dem Krieg, ja kurz nach der Ernennung seines Vaters zum Hokage geschehen war.

„Lies weiter", sagte er mit leiser Stimme und lehnte sich an die Wand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanatosniva
2024-05-14T16:18:45+00:00 14.05.2024 18:18
Unfassbar, wie du die ganzen Details in deine Geschichte einarbeitest. Fühlt sich so an, als ob es genau so gewesen ist. Und trotzdem habe ich keinerlei Idee, was denn nun mit Noriko passiert ist. Was du da geschaffen hast ist aber jetzt schon der absolute Wahnsinn 🥰 man wartet immer förmlich auf gewisse Dinge, von denen man weiß das sie irgendwie passiert Ein müssen und ist dann überraschten, wie gut diese sich bei dir einfügen.
Ich finde etwas schade, dass die Sequenzen im jetzt immer so kurz sind. Fand es richtig toll, wie Sasuke sich bspw. Selbst reflektiert hatte und sich mit kakashi verglichen hat. Finde das hat so viel Potenzial, aber wo sollte das noch hinführen. Deine Geschichte fühlt sich jedenfalls riesig an. Noch so weit weg von einer gefühlten Auflösung. Ich liebs ❤️
Antwort von:  Kenja
15.05.2024 17:52
Ohhhh dankeschön, das bedeutet mir echt viel!! <3
Und als kleiner Mini-Spoiler vielleicht: Es wird auf jeden Fall noch längere Szenen im "Jetzt" geben :)


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